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artikel von elisabeth voggeneder zu

K. U. SCH

K. U. SCH. - von der ernsthaftigkeit der ironie

photographie, film, objekte, installationen, aktionen, performance, prozessionen, theater, musik, sprache und allerlei verschränkungen der verschiedenen medien; das künstlerpaar renate Krätschmer Und jörg SCHwarzenberger - kurz K. U. SCH. - entwickelt ihr künstlerisches schaffen als interdisziplinären grenzgang zwischen kunst und antikunst (sontag, susan, kunst und antikunst, münchen 1980).


die anfänge - zu beginn der sechziger jahre - situieren sich im kontext von fluxus, arte povera und konzeptkunst. die verbindung von kunst und leben, die integration kunstfremder materialien und die synthese von sprache und objekt avancieren bei k. u. sch. zu einer bildnerischen strategie, die auf basis eines erweiterten kunstbegriffs (vgl. dazu stachelhaus, heiner, joseph beuys, münchen 1987. der erweiterte kunstbegriff, s. 78) zu einer spezifischen form des gesamtkunstwerkes führt. besonders greifbar wird dieser anspruch bei den inszenierungen. das in den siebziger jahren konzipierte spontantheater ( zirkus der kurpfuscher) spannt den bogen von prozessionsartigen bewegungsabläufen bis zu elementen der pantomime und bezieht objekte und phantasievollen kostüme ebenso mitein wie gesprochenes und musikalisches. daraus entstand das prozessionstheater und in der folge das laufstagtheater, das bis heute modifiziert wird.

vielseitigkeit und experimentierfreudigkeit charakterisiert auch das weitläufige spektrum der objekte, artefakte per se wie relikte des agierens. unterschiedlichste materialien und opulente buntheit verbindet sich mit formaler reduktion und zeichenhaftigkeit. möbel, konstruktionen, masken, stelen, torsi - eröffnen ein universum ebenso skurril wie zurückhaltend, schrill wie bedacht. denn die formal divergierende werkkonstitution beruht auf einer stringenten und lyrisch-poetischen verfahrensweise: der ironie.

zweifelnd, fragend und amüsierend-spitz verweisen ihre arbeiten auf politische und kulturhistorische zeitphänomene wie auch die ausstellung zeitzeugenschaftliche fragmente dokumentiert. aktuelle probleme der zivilisierten gesellschaft, aber auch historische ereignisse werden persifliert, die fragwürdigkeit des alltäglichen plakativ artikuliert. aktionen wie annäherung an das fremde, 1988 in krems erstmals gezeigt, oder triviality mix 1996, aber auch artefakte wie das gesicht nach maß - ein aus einem metermaß gebildetes gesicht - oder die österreichliege aus der reihe des parasitobjekte entfalten ihre bedeutung zunächst aus einer - ironisch geäußerten - gesellschaftskritischen sicht.

die inhaltliche ebene konstituiert sich dabei in einem spielerischen prozeß zwischen sprache und visualisierung. sowohl aktionen als auch objekte speziell aber die aktions- und werktitel korrespondieren in pointierter dialogisierung. schon das akrostichon k. u. sch. arbeitet mit dieser bewußten polyvalenz, klingt doch - als eine weitere lesart - der befehl zu schweigen (kusch bedeutet im wienerischen dialekt schweig!) hier deutlich an, eine aufforderung dessen gegenteil das progressive und gar nicht zu schweigen bereite künstlerpaar evoziert. schon kierkegaard erkannte in der ironie die möglichkeit der sublimen verschiebung: "die ironie ist ein versuch, dem leben selbst eine ästhetische form zu geben, sie ist eine versuch die verpflichtung von moral und gesetz spielerisch zu unterlaufen auch dann, wenn diese ironie zu keiner offenen revolte führt, einer revolte, von der die künstler der moderne manchmal vielleicht träumen mochten. " (kierkegaard, sören, über den begriff der ironie mit ständiger rücksicht auf sokrates, gesammelte werke, gütersloh 1984, s.289) in diesem sinne sind die werke des künstlerpaares K. U. SCH beredte zeugnisse eines ironisch-lakonischen blickes auf die welt.


mag. elisabeth voggeneder
kunsthistorikerin, wien


copyright bei der autorin


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